Factoring 📅 Letzte Aktualisierung: Dezember 2024

Factoring für Handwerker: Der komplette Leitfaden 2024

Alles was Handwerker über Factoring wissen müssen: Arten, Kosten, Voraussetzungen und Steueraspekte. Mit konkreten Beispielen, Checklisten und Entscheidungshilfen für Handwerksbetriebe.

⏱️ Lesezeit: ca. 8 Minuten Von Elias Gassmann, Factoring-Experte

1. Was ist Factoring? 🤔

Definition:

Factoring ist der laufende Verkauf von Forderungen an ein Factoring-Unternehmen. Der Handwerker erhält sofort Liquidität, das Factoring-Unternehmen übernimmt Inkasso und oft auch das Ausfallrisiko.

So funktioniert Factoring in der Praxis:

1

Rechnung erstellen

Sie erstellen eine Rechnung für Ihren Kunden wie gewohnt

2

Forderung verkaufen

Sie verkaufen die Forderung an die Factoring-Gesellschaft

3

Sofortige Zahlung

Sie erhalten 80-100% der Rechnungssumme innerhalb von 24-48h

4

Inkasso übernommen

Das Factoring-Unternehmen kümmert sich um die Zahlung

💡 Beispiel aus der Praxis:

Elektroinstallateur Müller erhält einen 15.000€ Auftrag mit 60 Tagen Zahlungsziel. Statt 2 Monate zu warten, verkauft er die Forderung an ein Factoring-Unternehmen und erhält bereits am nächsten Tag 14.250€ (95%) auf sein Konto. Die 750€ Differenz sind die Factoring-Gebühr für sofortige Liquidität und Ausfallschutz.

2. Factoring-Arten im Überblick 📊

✅ Echtes Factoring (empfohlen)

  • Delkredere-Funktion: Factoring-Unternehmen trägt Ausfallrisiko
  • Sicherheit: Sie behalten Ihr Geld auch bei Kundenausfall
  • Für Handwerker: Ideal bei unbekannten oder größeren Kunden

⚠️ Unechtes Factoring

  • Kein Delkredere: Sie tragen weiterhin das Ausfallrisiko
  • Rückgriff: Bei Kundenausfall müssen Sie Geld zurückzahlen
  • Günstiger: Niedrigere Gebühren, aber höheres Risiko

🔓 Offenes Factoring

  • Transparent: Kunde erfährt von Forderungsabtretung
  • Zahlung direkt: Kunde überweist an Factoring-Gesellschaft
  • Günstiger: Niedrigere Gebühren durch einfachere Abwicklung

🔒 Stilles Factoring

  • Diskret: Kunde erfährt nichts vom Factoring
  • Zahlung an Sie: Sie leiten Zahlungen weiter
  • Teurer: Höhere Gebühren durch komplexere Abwicklung

3. Kosten und Gebühren 💰

💡 Wichtig zu wissen:

Factoring-Gebühren sind zu 100% steuerlich absetzbar als Betriebsausgaben. Oft sparen Handwerker durch Skonto-Nutzung mehr als die Factoring-Kosten betragen.

Gebührenstruktur im Detail:

💰 Einfache Kostenstruktur - Alles inklusive!

2,4% - 3,6%
Gesamtkosten pro Rechnung - ALLES INKLUSIVE!
2,4%
Große Unternehmen
(über 1 Mio€ Umsatz)
3,0%
Mittlere Unternehmen
(500.000 - 1 Mio€)
3,6%
Kleinere Unternehmen
(100.000 - 500.000€)

💡 Inkl. Ausfallschutz, Inkasso, Bonitätsprüfung - keine versteckten Kosten!

📈 Einfaches Kostenbeispiel:

Rechnungssumme: 10.000€

Factoring-Gebühr (3%): 300€

Inkl. Ausfallschutz + Inkasso + Bonitätsprüfung


Sie erhalten: 9.700€ sofort

Statt 60-90 Tage warten!

💡 So rechnet es sich:

Skonto-Ersparnis (2%): +200€

Factoring-Kosten: -300€

Zusätzlicher Auftrag: +800€


Mehrgewinn: +700€

Plus: Kein Risiko bei Ausfällen!

4. Voraussetzungen für Handwerker 📋

✅ Grundvoraussetzungen

  • Mindest-Jahresumsatz: Meist ab 100.000€
  • Gewerbeanmeldung: Eingetragener Handwerksbetrieb
  • Geschäftstätigkeit: Mind. 2 Jahre am Markt
  • Saubere Bonität: Keine harten Negativmerkmale

📄 Benötigte Unterlagen

  • BWA der letzten 12 Monate
  • Jahresabschluss der letzten 2 Jahre
  • Selbstauskunft der Geschäftsführung
  • Kundenumsatzliste
  • Handelsregisterauszug

⚠️ Besonderheiten für Handwerker:

  • VOB-Aufträge: Spezielle Regelungen bei öffentlichen Aufträgen
  • Gewährleistungseinbehalte: Müssen unter 10% liegen
  • Anzahlungsrechnungen: Meist nicht factoring-fähig

5. Steuerliche Aspekte 📊

✅ Steuerliche Vorteile:

  • 100% absetzbar: Alle Factoring-Gebühren sind Betriebsausgaben
  • Liquiditätsverbesserung: Positive Auswirkung auf Bilanzstruktur
  • Keine Kredite: Factoring gilt nicht als Darlehen

Bilanzielle Behandlung:

Bilanzposition Ohne Factoring Mit Factoring Auswirkung
Forderungen 100.000€ 20.000€ -80% weniger Forderungen
Liquidität 10.000€ 85.000€ +750% mehr Liquidität
Eigenkapitalquote 15% 22% Bessere Bonität

6. Vor- und Nachteile für Handwerker ⚖️

✅ Vorteile

  • Sofortige Liquidität: Geld in 24-48h statt 30-90 Tage warten
  • Ausfallschutz: Keine Verluste bei Kundenzahlungsausfall
  • Bessere Konditionen: Skonto nutzen, längere Zahlungsziele anbieten
  • Weniger Verwaltung: Kein Mahnwesen, kein Inkasso
  • Planbarkeit: Verlässliche Cashflow-Planung
  • Wachstum: Größere Aufträge ohne Vorfinanzierung möglich

❌ Nachteile

  • Kosten: Factoring-Gebühren reduzieren Gewinnmarge
  • Kundenkommunikation: Aufklärung bei offenes Factoring nötig
  • Abhängigkeit: Bindung an Factoring-Unternehmen
  • Komplexität: Zusätzliche Verwaltung und Prozesse
  • Einschränkungen: Nicht alle Rechnungsarten factoring-fähig

7. Checkliste: Ist Factoring das Richtige für Sie? ✅

📋 Entscheidungshilfe für Handwerker

Beantworten Sie diese Fragen, um zu prüfen, ob Factoring für Ihren Betrieb sinnvoll ist:

Auswertung: Je mehr Fragen Sie mit "Ja" beantworten, desto sinnvoller ist Factoring für Ihren Betrieb. Bei 4+ "Ja"-Antworten sollten Sie definitiv ein Beratungsgespräch führen.

8. Fazit und Empfehlung 💡

Unser Fazit:

Factoring ist für Handwerksbetriebe ab 100.000€ Jahresumsatz eine sinnvolle Lösung zur Liquiditätssicherung. Die Kosten amortisieren sich oft durch Skonto-Nutzung und zusätzliche Aufträge. Besonders empfehlenswert bei unbekannten Kunden oder größeren Projekten.

✅ Factoring empfohlen bei:

  • • Regelmäßigen Liquiditätsengpässen
  • • Großen oder unbekannten Kunden
  • • Wachstumsambitionen
  • • Skonto-Möglichkeiten im Einkauf

❌ Nicht empfohlen bei:

  • • Sehr niedrigen Margen (<5%)
  • • Nur Stammkunden mit perfekter Zahlungsmoral
  • • Sehr kleinen Betrieben (<100.000€)
  • • Hauptsächlich Barzahlungen

🎯 Nächste Schritte:

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