1. Was ist Factoring? 🤔
Definition:
Factoring ist der laufende Verkauf von Forderungen an ein Factoring-Unternehmen. Der Handwerker erhält sofort Liquidität, das Factoring-Unternehmen übernimmt Inkasso und oft auch das Ausfallrisiko.
So funktioniert Factoring in der Praxis:
Rechnung erstellen
Sie erstellen eine Rechnung für Ihren Kunden wie gewohnt
Forderung verkaufen
Sie verkaufen die Forderung an die Factoring-Gesellschaft
Sofortige Zahlung
Sie erhalten 80-100% der Rechnungssumme innerhalb von 24-48h
Inkasso übernommen
Das Factoring-Unternehmen kümmert sich um die Zahlung
💡 Beispiel aus der Praxis:
Elektroinstallateur Müller erhält einen 15.000€ Auftrag mit 60 Tagen Zahlungsziel. Statt 2 Monate zu warten, verkauft er die Forderung an ein Factoring-Unternehmen und erhält bereits am nächsten Tag 14.250€ (95%) auf sein Konto. Die 750€ Differenz sind die Factoring-Gebühr für sofortige Liquidität und Ausfallschutz.
2. Factoring-Arten im Überblick 📊
✅ Echtes Factoring (empfohlen)
- Delkredere-Funktion: Factoring-Unternehmen trägt Ausfallrisiko
- Sicherheit: Sie behalten Ihr Geld auch bei Kundenausfall
- Für Handwerker: Ideal bei unbekannten oder größeren Kunden
⚠️ Unechtes Factoring
- Kein Delkredere: Sie tragen weiterhin das Ausfallrisiko
- Rückgriff: Bei Kundenausfall müssen Sie Geld zurückzahlen
- Günstiger: Niedrigere Gebühren, aber höheres Risiko
🔓 Offenes Factoring
- Transparent: Kunde erfährt von Forderungsabtretung
- Zahlung direkt: Kunde überweist an Factoring-Gesellschaft
- Günstiger: Niedrigere Gebühren durch einfachere Abwicklung
🔒 Stilles Factoring
- Diskret: Kunde erfährt nichts vom Factoring
- Zahlung an Sie: Sie leiten Zahlungen weiter
- Teurer: Höhere Gebühren durch komplexere Abwicklung
3. Kosten und Gebühren 💰
💡 Wichtig zu wissen:
Factoring-Gebühren sind zu 100% steuerlich absetzbar als Betriebsausgaben. Oft sparen Handwerker durch Skonto-Nutzung mehr als die Factoring-Kosten betragen.
Gebührenstruktur im Detail:
💰 Einfache Kostenstruktur - Alles inklusive!
(über 1 Mio€ Umsatz)
(500.000 - 1 Mio€)
(100.000 - 500.000€)
💡 Inkl. Ausfallschutz, Inkasso, Bonitätsprüfung - keine versteckten Kosten!
📈 Einfaches Kostenbeispiel:
Rechnungssumme: 10.000€
Factoring-Gebühr (3%): 300€
Inkl. Ausfallschutz + Inkasso + Bonitätsprüfung
Sie erhalten: 9.700€ sofort
Statt 60-90 Tage warten!
💡 So rechnet es sich:
Skonto-Ersparnis (2%): +200€
Factoring-Kosten: -300€
Zusätzlicher Auftrag: +800€
Mehrgewinn: +700€
Plus: Kein Risiko bei Ausfällen!
4. Voraussetzungen für Handwerker 📋
✅ Grundvoraussetzungen
- Mindest-Jahresumsatz: Meist ab 100.000€
- Gewerbeanmeldung: Eingetragener Handwerksbetrieb
- Geschäftstätigkeit: Mind. 2 Jahre am Markt
- Saubere Bonität: Keine harten Negativmerkmale
📄 Benötigte Unterlagen
- BWA der letzten 12 Monate
- Jahresabschluss der letzten 2 Jahre
- Selbstauskunft der Geschäftsführung
- Kundenumsatzliste
- Handelsregisterauszug
⚠️ Besonderheiten für Handwerker:
- VOB-Aufträge: Spezielle Regelungen bei öffentlichen Aufträgen
- Gewährleistungseinbehalte: Müssen unter 10% liegen
- Anzahlungsrechnungen: Meist nicht factoring-fähig
5. Steuerliche Aspekte 📊
✅ Steuerliche Vorteile:
- 100% absetzbar: Alle Factoring-Gebühren sind Betriebsausgaben
- Liquiditätsverbesserung: Positive Auswirkung auf Bilanzstruktur
- Keine Kredite: Factoring gilt nicht als Darlehen
Bilanzielle Behandlung:
Bilanzposition | Ohne Factoring | Mit Factoring | Auswirkung |
---|---|---|---|
Forderungen | 100.000€ | 20.000€ | -80% weniger Forderungen |
Liquidität | 10.000€ | 85.000€ | +750% mehr Liquidität |
Eigenkapitalquote | 15% | 22% | Bessere Bonität |
6. Vor- und Nachteile für Handwerker ⚖️
✅ Vorteile
- Sofortige Liquidität: Geld in 24-48h statt 30-90 Tage warten
- Ausfallschutz: Keine Verluste bei Kundenzahlungsausfall
- Bessere Konditionen: Skonto nutzen, längere Zahlungsziele anbieten
- Weniger Verwaltung: Kein Mahnwesen, kein Inkasso
- Planbarkeit: Verlässliche Cashflow-Planung
- Wachstum: Größere Aufträge ohne Vorfinanzierung möglich
❌ Nachteile
- Kosten: Factoring-Gebühren reduzieren Gewinnmarge
- Kundenkommunikation: Aufklärung bei offenes Factoring nötig
- Abhängigkeit: Bindung an Factoring-Unternehmen
- Komplexität: Zusätzliche Verwaltung und Prozesse
- Einschränkungen: Nicht alle Rechnungsarten factoring-fähig
7. Checkliste: Ist Factoring das Richtige für Sie? ✅
📋 Entscheidungshilfe für Handwerker
Beantworten Sie diese Fragen, um zu prüfen, ob Factoring für Ihren Betrieb sinnvoll ist:
Auswertung: Je mehr Fragen Sie mit "Ja" beantworten, desto sinnvoller ist Factoring für Ihren Betrieb. Bei 4+ "Ja"-Antworten sollten Sie definitiv ein Beratungsgespräch führen.
8. Fazit und Empfehlung 💡
Unser Fazit:
Factoring ist für Handwerksbetriebe ab 100.000€ Jahresumsatz eine sinnvolle Lösung zur Liquiditätssicherung. Die Kosten amortisieren sich oft durch Skonto-Nutzung und zusätzliche Aufträge. Besonders empfehlenswert bei unbekannten Kunden oder größeren Projekten.
✅ Factoring empfohlen bei:
- • Regelmäßigen Liquiditätsengpässen
- • Großen oder unbekannten Kunden
- • Wachstumsambitionen
- • Skonto-Möglichkeiten im Einkauf
❌ Nicht empfohlen bei:
- • Sehr niedrigen Margen (<5%)
- • Nur Stammkunden mit perfekter Zahlungsmoral
- • Sehr kleinen Betrieben (<100.000€)
- • Hauptsächlich Barzahlungen
🎯 Nächste Schritte:
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